Farbenfroh, spannend und schön“ seien die „Sichtungen“ von Eberhard Quinkenstein, fasst Bernhard Kötter vom Förderverein Schultenhof Mettingen am Ende der Vernissage zusammen und lädt die Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich die mehr als 30, meist großformatigen, Bilder des Malers anzuschauen, sich auf sie einzulassen. Wenn des Künstlers Werk getan ist, ist es an den Betrachtenden, ihre Schlüsse zu ziehen und das Gesehene zu interpretieren. Das stellt der 86-jährige Künstler aus Haltern am Freitagabend unmissverständlich klar.
„Der Zufall spielt eine große Rolle“, antwortet Quinkenstein auf Kötters Frage, wie seine Werke entstehen. Kein Schrecken sei die weiße Leinwand, sondern eine Herausforderung, stimmt der Maler zu: „Ich will sie ja bemalen“. Allerdings gehe er ohne Konzept, ohne Thema an die Arbeit heran. Zufall eben, „es könnte gegenständlich sein, sich um Landschaft handeln, muss es aber nicht“. Allerdings, so räumt es der Mann, der nicht nur Künstler ist, sondern auch ein Berufsleben lang Kunstlehrer an einer Hauptschule war, manipuliere er das, was zu Beginn aus dem Bauch heraus entstanden ist, „sodass es aussieht wie ein Mensch, eine Hand, eine Kuh“.
Quinkenstein macht es dem Vernissage-Publikum, das ihn am Abend nur zu gerne auf etwas Gegenständliches festlegen würde, nicht einfach. Er möchte im Ungefähren bleiben, damit im Betrachter ein Kopfkino losgeht und Geschichten erzählt. „Steht da ein Mensch? — Es könnte auch ein Baumstamm sein.“ Das Publikum kommt ins Gespräch, der Künstler lauscht und schweigt. Das Konkrete bleibt im Konjunktiv.
Es leuchtet ein, dass Quinkensteins Werke keine Titel haben. Warum seine Mettinger Ausstellung „Sichtungen“ heißt, hat der Senior schnell erklärt. Die Bilder seien in völlig verschiedenen Epochen entstanden, da habe es einen Titel gebraucht, der auf alles passe, nämlich auf die nach der Sichtung seines umfangreichen Werks ausgewählten Gemälde.
„Wann sind Ihre Bilder fertig“, möchte Bernhard Kötter von ihm wissen. „Ganz schwierig, unterschiedlich, die Bilder, die hängen, sind fertig“, lässt sich der Maler nicht aus der Ruhe bringen und vor allem nicht in die Karten schauen. Jetzt sind die Betrachtenden an der Reihe, es sind ihre persönliche Eindrücke, die zählen, nicht die des Malers. Und: „Bilder, in denen ich alles sofort erkennen kann, sind langweilig“, betont er.
Quinkensteins Werke sind eines definitiv nicht – langweilig. Die Bilder mit oft mehreren Farbschichten übereinander („Wenn’s nicht funktioniert, kann ich’s ja übermalen, ist ja schnell gemacht“) nehmen gefangen, laden zur Auseinandersetzung ein. Noch bis Sonntag, 9. April, ist die Ausstellung „Sichtungen“ von Eberhard Quinkenstein samstags und sonntags, jeweils von 15 bis 18 Uhr, im Kunstspeicher zu sehen.