Volles Haus zum Start in ein kulturell prall gefülltes Jahr: Peter Hillenkamp, Vorsitzender des Fördervereins Schultenhof, begrüßte am Samstag das Publikum im restlos ausverkauften Schultenhof zu Wilfried Schmicklers Programm „Es hört nicht auf“. Den seit 44 Jahren in Sachen Ironie, Groteske und Humor aktiven Künstler hatte der Förderverein schon lange auf dem Wunschzettel. Den Künstler kündigte Hillenkamp als „wunderbaren Kabarettisten mit spitzer Zunge“ an.
Diese spitze Zunge stellte Schmickler sofort zu Beginn beim Verlesen des „gemeinsamen Grußwortes des Bundeskanzlers, des Bundespräsidenten und aller Ministerpräsidenten“ unter Beweis. Zusammen anpacken, zusammen unterhaken — das war die fiktive Botschaft aller Spitzenpolitiker. Mit vielen großen Worten gelang es Schmickler ein „Nichts“ auszudrücken – wohl ähnlich wie im richtigen Leben. Bei dem Satz „es wird eine gute Zeit, wenn sie gut wird“ konnte sich das Publikum kaum noch vor Lachen halten. Die Pointen des Grußwortes gipfelten in dem Satz: „Wenn sich alle Träume in Luft aufgelöst haben, geht es weiter“ — was für großes Gelächter sorgte. Manchem Gast blieb das Lachen angesichts der aktuellen Situation fast im Halse stecken — genau das soll Kabarett ja auch bewirken.
Politprominenz kriegt ihr Fett weg
Schmickler nahm sich die gesamte Politprominenz zur Brust. Zu Armin Laschet meinte er ans Publikum gewandt: „Den werden Sie wohl nicht mehr kennen.“ Bei Karl-Theodor zu Guttenberg fragte sich Schmickler, welchen Doktortitel der Mann denn habe. „Bei so viel Pudding in der Birne kann es ja wohl nur ein Doktor Oetker sein“. Giffey bezeichnete er als „Eiertanzlehrerin aus Berlin“. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wüst wurde im Programm zum Honigkuchenmann im Konfirmationsanzug. Der Kanzler bekam sein Fett in einem Lied — dem „Olaf Song“ — weg. „Weiter, immer weiter“ waren die wiederkehrenden Aufforderungen in dem Song, der in der Aussage gipfelte: „Wenn wir mit dem Latein am Ende sind, machen wir mit Griechisch weiter“.
Schmickler blickte mit einem humoristischen Augenzwinkern ebenfalls auf die für Künstler schwierige Corona-Pandemie zurück. Dabei gab er zum Besten, was er persönlich in der Zeit gemacht habe. Wochenlang sei er mit einem Helm in der Wohnung herumgelaufen — weil ihm die Decke auf den Kopf fiel.
In seiner Verzweiflung habe er sein Telefonbuch durchgewählt, um Kontakt zu anderen zu haben. Das Publikum konnte Schmickler nur beipflichten, als er als Fazit aus der Pandemie festhielt: „Man brauchte nicht nur Desinfektionsspender. Man brauchte auch Trostspender.“
Rechte Parolen, Klimakrise und Umweltzerstörung
Mit der Unzufriedenheit vieler Menschen in den neuen Bundesländern rechnete Schmickler in seinem „Brief an die Ostdeutschen“ ab. Er bezog immer wieder Position gegen rechte Tendenzen in unserer Gesellschaft. „Braune Pest“ nannte er die Führung der AfD. Er verdeutlichte dem Publikum, wie dreiste Lügen als Wahrheit verkauft würden. Insbesondere Höcke und Chrupalla nahm er ins Visier und schloss mit dem Rudi-Assauer-Zitat: „Erst wenn der Schnee schmilzt, sieht man, wo die Scheiße sitzt“.
Nach der Pause widmete sich Schmickler den Themen Klimakatastrophe und Umweltschädigung. Er hielt dabei jedem ein Stück weit den Spiegel vor, als er daran erinnerte, dass in Deutschland jährlich viele Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen und verschwendet werden. Bis zu 80 Kilogramm werfe jeder Deutsche im Schnitt in den Müll. Zu dieser Gesellschaftskritik passte Schmicklers Gedicht „Die Gier“ wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Es beginnt mit der Fragestellung „Was ist das für ein Tier, die Gier? Es frisst in mir und frisst in Dir. Will mehr und mehr und frisst uns leer.“ Zur Gier gesellen sich im Gedicht – wie im wahren Leben – Neid und Hass.
In seinem Schlusswort forderte der Kabarettist sein Publikum auf, Position gegen rechte Parolen zu beziehen. Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität, Respekt und Toleranz sind die Eigenschaften, die er der Gesellschaft allgemein – an diesem Abend explizit aber dem Mettinger Publikum – abfordert. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“.