17.03.2024: Kul­tur­früh­stück mit dem Figu­ren­thea­ter Ambrella

Nach einem opu­len­ten Früh­stücks­buf­fet, vor­be­rei­tet vom bewähr­ten Cateringteam,

zeigt das Figu­ren­thea­ter „ Ambrel­la“  „ Der ein­ge­bil­de­te Kranke“ 

Krank­heit ent­puppt sich als Far­ce
Text: Redak­ti­on-SI zur Pre­mie­re im Ham­bur­ger Sprechwerk

Hei­ke Klock­meier hat die perso­ni­fi­zierte Krank­heit gut im Griff. „ Der ein­ge­bil­de­te Kran­ke“ Ist ein Thea­ter­stück, das damit beginnt, dass einem König ein mons­tröser Ein­lauf ver­passt wird, noch stei­ge­rungs­fähig?
Wenn Puppen­spie­lerin Hei­ke Klock­meier ihre Fin­ger mit im Spiel hat, alle­mal. Es ist „Der eige­bil­dete Kran­ke“ von Moliè­re, den das Ambrel­la Figu­ren­theater im Sprech­werk einer ganz beson­deren Behand­lung unterzieht.

Sym­bio­se aus Früh­stück und Kultur

Figu­ren­thea­ter im Schultenhof

Eine gelun­ge­ne Sym­bio­se aus leib­li­chem Wohl und Kul­tur genos­sen Gäs­te beim Kul­tur­früh­stück im aus­ver­kauf­ten Haupt­haus des Schul­ten­ho­fes. Nach dem Buf­fet gab es „Der ein­ge­bil­de­te Kran­ke oder: Moliè­re in Behand­lung“ des Figu­ren­thea­ters „Ambrel­la“.

Von Diet­lind Ellerich

Hei­ke Klock­mei­er vom Figu­ren­thea­ter Ambrel­la beherrscht das Spiel mit klei­nen und gro­ßen Figu­ren meis­ter­lich. | Foto: Diet­lind Ellerich

Dass Kul­tur und Früh­stück eine wun­der­ba­re Sym­bio­se ein­ge­hen kön­nen, beweist der För­der­ver­ein Schul­ten­hof Mett­in­gen Jahr für Jahr mit dem nicht nur bei Mett­in­ge­rin­nen und Mett­in­gern belieb­ten Kul­tur­früh­stück. So auch am Sonn­tag, als es sich im Haupt­haus des Schul­ten­hofs vie­le Men­schen an einem vom Cate­ring-Team zube­rei­te­ten, köst­li­chen Früh­stücks­buf­fet gut­ge­hen und sich danach von der kurz­wei­li­gen Stück-im-Stück-Insze­nie­rung „Der ein­ge­bil­de­te Kran­ke oder: Moliè­re in Behand­lung“ des Ham­bur­ger Figu­ren­thea­ters „Ambrel­la“ ver­zau­bern ließen.


Mit einer gran­dio­sen Leis­tung in die­ser One-Woman-Show über­zeug­te Hei­ke Klock­mei­er, der es vor aus­ver­kauf­tem Haus gelang, knapp zwei Stun­den lang den Span­nungs­bo­gen über meh­re­re Spiel­ebe­nen zu hal­ten und die­se mit ihrem naht­lo­sen Wech­sel von der Figu­ren- zur Schau­spie­le­rin mit­ein­an­der zu verbinden.


Was fürs Publi­kum den Anschein der Mühe­lo­sig­keit hat­te, muss für Klock­mei­er Schwerst­ar­beit gewe­sen sein, erzähl­te sie doch nicht nur die Geschich­te inklu­si­ve des Siech­tums des Son­nen­kö­nigs Lou­is XIV. und sei­nes Komö­di­en­schrei­bers Moliè­re sowie die Ent­ste­hung des Stücks über den hypo­chon­dri­schen Argan, in dem das Spiel mit dem Tod eine der Haupt­rol­len spielt, son­dern auch die Machen­schaf­ten im Hau­se Argan.


Da ging es def­tig her, und wer glaub­te, dass die Ein­füh­rung eines über­di­men­sio­na­len Klis­tiers zu Beginn der Auf­füh­rung nicht zu top­pen sei, hat­te nicht mit den Wen­dun­gen der Hand­lung und der Wand­lungs­fä­hig­keit von Hei­ke Klock­mei­er gerech­net. Im schnel­len Wech­sel prä­sen­tier­te sie sich mal als könig­li­cher Leib­arzt, der mit fran­zö­si­schem Akzent dem Publi­kum bra­chia­le Behand­lungs­me­tho­den ans Herz leg­te und die Lacher auf sei­ner Sei­te hat­te, mal als Pup­pen­spie­le­rin des Lie­bes­paars Angé­li­que und Clé­an­te, der treu­lo­sen Königs­gat­tin oder des Strip­pen zie­hen­den Dienst­mäd­chens Toi­net­te, mit des­sen Hil­fe am Ende doch alles gut aus­ging – nicht nur für die jun­gen Liebenden.


Dass Kas­perl und beson­ders Gre­tel als Schutz­en­gel das Ihri­ge taten, um die Hand­lung in die rich­ti­ge Bahn zu len­ken und dafür zu sor­gen, dass der Komö­di­en­schrei­ber nicht vor Abschluss der Arbeit an sei­nem Stück das Zeit­li­che seg­ne­te, schien nicht nur Klock­mei­er Spaß zu bereiten.


Die­se Insze­nie­rung auf der Büh­ne des Schul­ten­hofs hat­te alles, was eine Komö­die auch zu Moliè­res Leb­zei­ten im 17. Jahr­hun­dert brauch­te. Da wur­de gebo­ren und gestor­ben, gelo­gen und betro­gen, ver­erbt und sich ver­schul­det sowie die ein oder ande­re Rech­nung begli­chen und sich dafür ent­schul­digt. Dass „Der ein­ge­bil­de­te Kran­ke“ des Dich­ters letz­tes Werk war, bei des­sen Urauf­füh­rung er sel­ber die Titel­rol­le inne­hat­te und nur weni­ge Tage spä­ter, kurz nach der vier­ten Vor­stel­lung, infol­ge eines Blut­stur­zes starb, hät­te man kaum erfin­den können.


Der Pup­pen­spie­le­rin Hei­ke Klock­mei­er und dem Figu­ren­thea­ter Ambrel­la gelang es am Sonn­tag­mit­tag, das Publi­kum mit fein zusam­men­ge­füg­ten Hand­lungs­strän­gen bei Lau­ne zu hal­ten und zuvor noch die Wer­be­trom­mel für den För­der­ver­ein Schul­ten­hof Mett­in­gen zu rüh­ren. „Das ist wich­tig, damit immer wei­ter sol­che Ver­an­stal­tun­gen statt­fin­den kön­nen“, ergänz­te Hei­ke Klock­mei­er die Bit­te des Ver­eins­vor­sit­zen­den Peter Hil­le­kamp, sich doch einen Mit­glieds­an­trag mitzunehmen.