Dass Kultur und Frühstück eine wunderbare Symbiose eingehen können, beweist der Förderverein Schultenhof Mettingen Jahr für Jahr mit dem nicht nur bei Mettingerinnen und Mettingern beliebten Kulturfrühstück. So auch am Sonntag, als es sich im Haupthaus des Schultenhofs viele Menschen an einem vom Catering-Team zubereiteten, köstlichen Frühstücksbuffet gutgehen und sich danach von der kurzweiligen Stück-im-Stück-Inszenierung „Der eingebildete Kranke oder: Molière in Behandlung“ des Hamburger Figurentheaters „Ambrella“ verzaubern ließen.
Mit einer grandiosen Leistung in dieser One-Woman-Show überzeugte Heike Klockmeier, der es vor ausverkauftem Haus gelang, knapp zwei Stunden lang den Spannungsbogen über mehrere Spielebenen zu halten und diese mit ihrem nahtlosen Wechsel von der Figuren- zur Schauspielerin miteinander zu verbinden.
Was fürs Publikum den Anschein der Mühelosigkeit hatte, muss für Klockmeier Schwerstarbeit gewesen sein, erzählte sie doch nicht nur die Geschichte inklusive des Siechtums des Sonnenkönigs Louis XIV. und seines Komödienschreibers Molière sowie die Entstehung des Stücks über den hypochondrischen Argan, in dem das Spiel mit dem Tod eine der Hauptrollen spielt, sondern auch die Machenschaften im Hause Argan.
Da ging es deftig her, und wer glaubte, dass die Einführung eines überdimensionalen Klistiers zu Beginn der Aufführung nicht zu toppen sei, hatte nicht mit den Wendungen der Handlung und der Wandlungsfähigkeit von Heike Klockmeier gerechnet. Im schnellen Wechsel präsentierte sie sich mal als königlicher Leibarzt, der mit französischem Akzent dem Publikum brachiale Behandlungsmethoden ans Herz legte und die Lacher auf seiner Seite hatte, mal als Puppenspielerin des Liebespaars Angélique und Cléante, der treulosen Königsgattin oder des Strippen ziehenden Dienstmädchens Toinette, mit dessen Hilfe am Ende doch alles gut ausging – nicht nur für die jungen Liebenden.
Dass Kasperl und besonders Gretel als Schutzengel das Ihrige taten, um die Handlung in die richtige Bahn zu lenken und dafür zu sorgen, dass der Komödienschreiber nicht vor Abschluss der Arbeit an seinem Stück das Zeitliche segnete, schien nicht nur Klockmeier Spaß zu bereiten.
Diese Inszenierung auf der Bühne des Schultenhofs hatte alles, was eine Komödie auch zu Molières Lebzeiten im 17. Jahrhundert brauchte. Da wurde geboren und gestorben, gelogen und betrogen, vererbt und sich verschuldet sowie die ein oder andere Rechnung beglichen und sich dafür entschuldigt. Dass „Der eingebildete Kranke“ des Dichters letztes Werk war, bei dessen Uraufführung er selber die Titelrolle innehatte und nur wenige Tage später, kurz nach der vierten Vorstellung, infolge eines Blutsturzes starb, hätte man kaum erfinden können.
Der Puppenspielerin Heike Klockmeier und dem Figurentheater Ambrella gelang es am Sonntagmittag, das Publikum mit fein zusammengefügten Handlungssträngen bei Laune zu halten und zuvor noch die Werbetrommel für den Förderverein Schultenhof Mettingen zu rühren. „Das ist wichtig, damit immer weiter solche Veranstaltungen stattfinden können“, ergänzte Heike Klockmeier die Bitte des Vereinsvorsitzenden Peter Hillekamp, sich doch einen Mitgliedsantrag mitzunehmen.