Das Kulturfrühstück auf dem Mettinger Schultenhof war wie immer sehr gut besucht. Als erste Veranstaltung nach den langen Corona-Einschränkungen genossen die Besucher den lebendigen Austausch und die neuen kulturellen Anregungen.
Kluge Köpfe der Organisation hatten sich mit der „2G-Plus-Regel um relative Sicherheit bemüht. Zahlreiche helfende Hände sorgten für ein liebevolles lukullisches Frühstück als Grundlage für einen relativ entspannten Vormittag.
Nach erlesenem abwechslungsreichen Frühstück „wechselten“ die Besucher des Schultenhofs gedanklich in den Gasthof „Goldener Hirsch“, in dem das Ambrellatheater ein vergnügliches Figurentheaterstück spielte. Auf dem Programm stand: „Heute: Genoveva“. Dabei ließ die heute aus Hamburg kommende Puppenspielerin Heike Klockmeier bei jedem Satz ihre Liebe zu Sachsen spüren, insbesondere zum traditionellen sächsischen Marionettentheater. So gelang es ihr, kleine historische Spielstücke und die Geschichte des Wandermarionettentheaters beziehungsweise des Lebens der Puppenspieler amüsant und informativ miteinander zu verbinden.
Klockmeier startete mit einem vor Eifersucht strotzenden Liebesdrama, das auf einer wahren Begebenheit beruhte und sich an das „richtige Theater“ anlehnte, es aber nach Puppenspielerart „gekürzt und verbessert“ wurde. Hinreißende Liebesszenen sowie grotesker Meuchelmord verfehlten ihre Wirkung nicht. Und das Bedürfnis nach Unterhaltung war damals mindestens so groß wie heute. So versuchten sich allein in Sachsen bis zu 300 durch die Industrialisierung arbeitslos gewordene Handwerker als Puppenspieler über Wasser zu halten.
Pomp des Barock lebt wieder auf
Ausgewählt wurden Stücke nach dem Geschmack des Publikums. So ließ man zum Beispiel den Pomp des Barock wieder aufleben: „Frau Gräfin, nun machen se mal geene Geschichten, her mit den Geschmeiden!“ Oder man beeindruckte mit kleinen Püppchen, sogenannten Fantochen, die hochkarätige Tricks vollführen konnten. In der Aufführung von Heike Klockmeier waren es hinreißende Jonglagen mit schweren Goldkugeln und ein Stelzenläufer.
Oder man spielte klassische Stücke – natürlich wiederum „gekürzt und verbessert“. Dabei kam die Hamlet-Aufführung auf dem Schultenhof besonders gut an. Hier wurde Hamlet von Kasper verkörpert und Gretel spielte gleich drei Rollen. Im Text beschränkte sich Hamlet weitgehend auf die bekanntesten Zitate wie „Ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd“ oder „Sein oder Nichtsein, das ist die Frage“ und Gretel als Geist riss ihn noch zu dem Ausspruch hin: „Oh, ein Weißer Riese“.
Am Ende dankte Peter Hillenkamp vom Förderverein Schultenhof, unter erneutem Beifall des Publikums, für den schönen Vormittag mit „zauberhaften Marionetten“ (Jürgen Maaßen) und der passenden Musik (Dietmar Staskowiak). Und der Marionettenspielerin Heike Klockmeier verdanke er nicht nur das Verständnis der Geschichte des sächsischen Marionettentheaters, sondern auch das der literarischen Klassiker.