Es war ein ganz besonderes Konzert, das am Samstag der Förderverein Schultenhof veranstaltete. Zu Gast im gut besuchten Kunstspeicher war das Duo Amabile mit Paula Breland (Klarinette) und Anna-Katharina Schau (Akkordeon). Und es beeindruckte nicht nur ihre einzigartige Kombination der Instrumente, mindestens ebenso faszinierte ihre virtuose wie sensible Spielweise.
Unter dem Titel „Fernweh“ führte das Duo sein Publikum vom „Nordstern“ (Matti Murto, geb. 1947) über einige Stationen in Europa bis nach Argentinien. Es eröffnete den Abend mit einer Konzertfantasie des italienischen Klarinettisten Luigi Bassi (1833–1871) über Guiseppe Verdis Oper Rigoletto, welches Breland und Schau trotz hoher technischer Anforderungen leicht und tänzerisch interpretierten. Das folgende Divertimento Nr. 4, B‑Dur (KV. Anh. 229) wurde von Wolfgang Amadeus Mozart ursprünglich für drei ebenfalls der Klarinettenfamilie zugehörige Bassetthörner komponiert. Es bereitete dem Duo keinerlei Schwierigkeit, dieses Stück, für seine beiden Instrumente bearbeitet, ebenso frisch und amüsant zu spielen.
Erst bei den später vorgetragenen „Enigma Variationen“ von Edward Elgar (1898) griffen sie auf den zeitgenössischen Komponisten René Kuwan für Anregungen beim Arrangement des großen Orchesterwerkes für ihre Instrumente zurück. Da es keine Originalliteratur für die Kombination von Klarinette und Akkordeon gibt, sind die Künstlerinnen immer auf Bearbeitungen angewiesen. Das eröffnet ihnen aber zugleich große Freiheiten bei Auswahl der Stücke, die sie selbst besonders schätzen, wie Anna-Katharina Schau in ihrer knappen Moderation meinte.
Chromatisches Knopfakkordeon solistisch vorgestellt
Schon zuvor stellte sie aber ihr großes chromatisches Knopfakkordeon solistisch vor. Sie spielte ein Lied von Johannes Borowski (geb. 1979) und rezitierte dazu den vom Komponisten verfassten Text: „… Strophe für Strophe Sehnsucht / …ich spüre die Kraft unter der Schneedecke und die Gewalt / …unbedingt und gerecht.“ Bei diesem neuen Klangerleben lernten die Hörer die ihnen bisher weitgehend unbekannten vielschichtigen Möglichkeiten des Instrumentes im Bereich der klassischen Musik genauer kennen. Nach dieser Darstellung rief die Welt der Tangos in allen Varianten noch größere Begeisterung hervor, sei es Astor Piazzollas „Café 1930“ (Histoire du Tango) oder Richard Gallianos „Tango pour Claude“ oder „Impression Tango“ von der marokkanisch-französischen Komponistin Graciane Finci (geb. 1945).
Mit einem Blues aus George Gershwins „Ein Amerikaner in Paris“ beschloss das liebenswert musizierende Duo sein „Fernweh“. Das war aber nicht nur eine Reise durch die Welt, sondern gleichzeitig eine beeindruckende Reise durch verschiedene (Jahres-) Zeiten und Stimmungen.
Natürlich durften die hervorragenden jungen Künstlerinnen nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen.