20.05.2023 Kon­zert mit Duo Ama­bi­le (Kla­ri­net­te und Akkordeon)

Beein­dru­cken­de Rei­se durch Zei­ten und Stimmungen

Duo Ama­bi­le im Kunstspeicher

Unter dem Titel „Fern­weh“ führ­te das Duo Ama­bi­le sein Publi­kum im Kunst­spei­cher auf eine musi­ka­li­sche Rei­se von Euro­pa bis nach Argen­ti­ni­en. Die Zuhö­rer erleb­ten ein ganz beson­de­res Konzert.

Von Sun­hild Sala­schek
Mett­in­gen · Sonn­tag, 21.05.2023 — 14:32 Uhr
Das Duo Amabile mit Paula Breland (Klarinette) und Anna-Katharina Schau am Akkordeon führte das Publikum auf eine musikalische Reise von Europa bis nach Argentinien.

Das Duo Ama­bi­le mit Pau­la Bre­land (Kla­ri­net­te) und Anna-Katha­ri­na Schau am Akkor­de­on führ­te das Publi­kum auf eine musi­ka­li­sche Rei­se von Euro­pa bis nach Argen­ti­ni­en. | Foto: Sun­hild Salaschek

Es war ein ganz beson­de­res Kon­zert, das am Sams­tag der För­der­ver­ein Schul­ten­hof ver­an­stal­te­te. Zu Gast im gut besuch­ten Kunst­spei­cher war das Duo Ama­bi­le mit Pau­la Bre­land (Kla­ri­net­te) und Anna-Katha­ri­na Schau (Akkor­de­on). Und es beein­druck­te nicht nur ihre ein­zig­ar­ti­ge Kom­bi­na­ti­on der Instru­men­te, min­des­tens eben­so fas­zi­nier­te ihre vir­tuo­se wie sen­si­ble Spielweise.


Unter dem Titel „Fern­weh“ führ­te das Duo sein Publi­kum vom „Nord­stern“ (Mat­ti Mur­to, geb. 1947) über eini­ge Sta­tio­nen in Euro­pa bis nach Argen­ti­ni­en. Es eröff­ne­te den Abend mit einer Kon­zert­fan­ta­sie des ita­lie­ni­schen Kla­ri­net­tis­ten Lui­gi Bas­si (1833–1871) über Gui­sep­pe Ver­dis Oper Rigo­let­to, wel­ches Bre­land und Schau trotz hoher tech­ni­scher Anfor­de­run­gen leicht und tän­ze­risch inter­pre­tier­ten. Das fol­gen­de Diver­ti­men­to Nr. 4, B‑Dur (KV. Anh. 229) wur­de von Wolf­gang Ama­de­us Mozart ursprüng­lich für drei eben­falls der Kla­ri­net­ten­fa­mi­lie zuge­hö­ri­ge Bas­sett­hör­ner kom­po­niert. Es berei­te­te dem Duo kei­ner­lei Schwie­rig­keit, die­ses Stück, für sei­ne bei­den Instru­men­te bear­bei­tet, eben­so frisch und amü­sant zu spielen.


Erst bei den spä­ter vor­ge­tra­ge­nen „Enig­ma Varia­tio­nen“ von Edward Elgar (1898) grif­fen sie auf den zeit­ge­nös­si­schen Kom­po­nis­ten René Kuwan für Anre­gun­gen beim Arran­ge­ment des gro­ßen Orches­ter­wer­kes für ihre Instru­men­te zurück. Da es kei­ne Ori­gi­nal­li­te­ra­tur für die Kom­bi­na­ti­on von Kla­ri­net­te und Akkor­de­on gibt, sind die Künst­le­rin­nen immer auf Bear­bei­tun­gen ange­wie­sen. Das eröff­net ihnen aber zugleich gro­ße Frei­hei­ten bei Aus­wahl der Stü­cke, die sie selbst beson­ders schät­zen, wie Anna-Katha­ri­na Schau in ihrer knap­pen Mode­ra­ti­on meinte.

Chro­ma­ti­sches Knopf­ak­kor­de­on solis­tisch vorgestellt

Schon zuvor stell­te sie aber ihr gro­ßes chro­ma­ti­sches Knopf­ak­kor­de­on solis­tisch vor. Sie spiel­te ein Lied von Johan­nes Borow­ski (geb. 1979) und rezi­tier­te dazu den vom Kom­po­nis­ten ver­fass­ten Text: „… Stro­phe für Stro­phe Sehn­sucht / …ich spü­re die Kraft unter der Schnee­de­cke und die Gewalt / …unbe­dingt und gerecht.“ Bei die­sem neu­en Klanger­le­ben lern­ten die Hörer die ihnen bis­her weit­ge­hend unbe­kann­ten viel­schich­ti­gen Mög­lich­kei­ten des Instru­men­tes im Bereich der klas­si­schen Musik genau­er ken­nen. Nach die­ser Dar­stel­lung rief die Welt der Tan­gos in allen Vari­an­ten noch grö­ße­re Begeis­te­rung her­vor, sei es Astor Piaz­zoll­as „Café 1930“ (His­toire du Tan­go) oder Richard Gal­lia­nos „Tan­go pour Clau­de“ oder „Impres­si­on Tan­go“ von der marok­ka­nisch-fran­zö­si­schen Kom­po­nis­tin Gra­cia­ne Fin­ci (geb. 1945).


Mit einem Blues aus Geor­ge Gershwins „Ein Ame­ri­ka­ner in Paris“ beschloss das lie­bens­wert musi­zie­ren­de Duo sein „Fern­weh“. Das war aber nicht nur eine Rei­se durch die Welt, son­dern gleich­zei­tig eine beein­dru­cken­de Rei­se durch ver­schie­de­ne (Jah­res-) Zei­ten und Stimmungen.


Natür­lich durf­ten die her­vor­ra­gen­den jun­gen Künst­le­rin­nen nicht ohne Zuga­be die Büh­ne verlassen.

Ein­gen­be­richt

Auf Anhieb fas­zi­niert von dem Zusam­men­klang der Instru­men­te, fan­den die bei­den Musi­ke­rin­nen im Jahr 2016 zusam­men. Die ein­zig­ar­ti­ge Kom­bi­na­ti­on aus Kla­ri­net­te und Akkor­de­on ermög­licht es den Musi­ke­rin­nen Pau­la Bre­land (Kla­ri­net­te) und Anna-Katha­ri­na Schau (Akkor­de­on), mit solis­ti­scher Prä­zi­si­on und kam­mer­mu­si­ka­li­scher Ver­schmel­zung eine far­ben­rei­che Klang­pa­let­te zu entfalten.

Das breit­ge­fä­cher­te Reper­toire umfasst Musik aus der Renais­sance bis hin zu Kom­po­si­tio­nen der Gegen­wart und Werk-Urauf­füh­run­gen, eigens kom­po­niert für das Duo Amabile.

Gegrün­det an der Hoch­schu­le für Musik, Thea­ter und Medi­en Han­no­ver gewann das Ensem­ble zunächst ein Sti­pen­di­um von Yehu­di Menu­hin — Live music now e.V. sowie kurz dar­auf ein Sti­pen­di­um der Regi­on Han­no­ver. Das Duo wur­de 2021 in die Kon­zert­för­de­rung des Deut­schen Musik­wett­be­werbs auf­ge­nom­men und ist nun zu Gast bei renom­mier­ten Fes­ti­vals Deutsch­lands wie dem Alten­ber­ger Kul­tur­som­mer oder den Göp­pin­g­er Meis­ter­kon­zer­ten. Pau­la Bre­land und Anna-Katha­ri­na Schau gewan­nen mit ihrem Trio Klang­spek­trum (zusam­men mit der Cel­lis­tin Jen­ni­fer Aßmus) als Ensem­ble für zeit­ge­nös­si­sche Musik den Preis des Deut­schen Musik­wett­be­werbs sowie meh­re­re Sonderpreise.

Pro­gramm:
Lui­gi Bas­si (1833–1871) Fan­ta­sia da con­cer­to Rigo­let­to

Wolf­gang Ama­de­us Mozart (1756–1791) Diver­ti­men­to Nr.4 B‑Dur, KV Anh.229 I Alle­gro IV Ada­gio  Alle­gret­to

Johan­nes Borow­ski (*1979) Lied (Akkor­de­on Solo) 
Mat­ti Mur­to (*1947) aus: Tääl­lä poh­jantäh­den alla
Unter dem Nord­stern Tuk­ki­poi­ka

Gra­cia­ne Fin­zi (*1945) Impres­si­on Tan­go

Pau­se

Richard Gal­lia­no (*1950) Tan­go pour Clau­de

Edward Elgar (1857–1934) Enig­ma Varia­tio­nen Arran­ge­ment für das Duo Ama­bi­le Aus­zü­ge
von René Kuwan

Astor Piaz­zolla (1921–1992) Café 1930 aus „His­toire du Tan­go“

Geor­ge Gershwin (1898–1937) Blues aus „Ein Ame­ri­ka­ner in Paris“