Es muss in und um Mettingen mehr Nikolai Tomas-Fans geben als erwartet. Denn der Förderverein Schultenhof verlegte das Konzert am Samstagabend kurzerhand vom Speicher in das Haupthaus am Schultenhof. Bekannt wurde der Sänger und Songwriter als Frontman der Kultband „Poems for Laila“. Im Schultenhof präsentierte sich der Künstler mit einem Soloauftritt. Alte Songs, die teilweise schon in seinem ersten Album 1989 veröffentlicht wurden, aber auch ganz neue Titel hatte er aus Berlin mitgebracht.
Gleich zu Beginn spielte die Technik Tomas ein Schnippchen. „Ja, das sind dann Live Momente. Da muss man einfach nur akustisch spielen“, sagte er zum Publikum gewandt und legte gleich mit „Is it a dream“ von Null auf Hundert los. Mit einem rund vierminütigen Gitarrensolo konnte er in diesem ersten Titel die Zuhörer binnen Sekunden voll in seinen Bann ziehen. Sehr poetisch startete Tomas bei seinem zweiten Titel, in dem der Refrain „I love her, I miss her“ lautet. Vom blauen Himmel singt er und wie der Wind so bläst. Gedanklich verführt Tomas sein Publikum in die Atmosphäre eines schönen Sommertages – allerdings ein Tag voll Liebeskummer.
Künstler erhebt Gemeinde zur Stadt
„Ich bin erstmals in der Stadt“, sagte Tomas. Damit fühlten sich die Mettinger geehrt, dass ihre Gemeinde vom Künstler zur Stadt erhoben wurde. „An sich wollte ich dieses Jahr gar nicht mehr auftreten“, gab der Künstler preis. Aber Klaus-Peter Runge vom Förderverein Schultenhof ließ nicht locker. Dreimal hatte er bei Nikolai Tomas nachgefragt. „Spätestens beim dritten Mal werde ich schwach“, gab er zu. Und so kam er am Samstag aus Berlin-Lichtenberg direkt ins Tüöttendorf.
„Ich habe heute ganz viele Liebeslieder mitgebracht“, verriet Tomas. „Aber ich habe Mettingen auch liebgewonnen. Mettingen ist die Stadt der Liebe“, vergab Tomas dem Ort ein neues Attribut.
Danach machte Tomas sein Publikum mit der Ankündigung einer Welturaufführung in Mettingen total gespannt. „Der Song ist noch so neu, dass ich den Text noch nicht verinnerlicht habe. Deshalb brauche ich hierbei noch das Textblatt“, entschuldigte sich der Sänger. „I‘m loosing my mind“ hatte dann als Song seine Premiere im Schultenhof. Aber damit nicht genug. Tomas erklärte sich zum größten Jaques-Brel-Fan aller Zeiten. Aber man darf Brel nicht einfach nachsingen, war sein Statement. Deshalb kreierte er einen Song ganz im Stile des belgischen Chansonniers. „That is all what matters“ sang er als zweite Premiere des Abends auch erstmals im Schultenhof. Mit etwas Fröhlichem wollte Tomas sein Programm nach rund eineinhalb Stunden beenden. „Tic, tac, toc“, lach mich an, heißt es in dem Song, den er für die netten Menschen in Mettingen spielte.
Bestens improvisierte Zugaben
Die grenzenlose Begeisterung des Publikums ließen den Künstler danach noch zwei Zugaben präsentieren. „Zugabe, Zugabe“, tönte es von den Plätzen. „So ist das also hier bei euch“, meinte der Sänger angesichts des Applauses. „Ich habe da mal was vorbereitet“, fügte er dann an. Mit einer Ballade, die vom Winter mit versteinertem Gesicht und Blick auf den Boden erzählt, bot er dann mit „Give me your hand“ seinen vorbereiteten Titel. Danach improvisierte er für seine Zugaben und sang zum Schluss einen Titel, den er wohl schon seit zwei Jahren nicht mehr gesungen hatte. Aber auch damit überzeugte er seine Zuhörer, die danach den Schultenhof begeistert verließen, um draußen von einem heftigen Regenschauer in Empfang genommen zu werden. Das machte aber nichts aus, die positive Stimmung nach dem tollen Nikolai-Tomas-Abend wirkte noch weiter.