24.02.2023: Max Moor liest aus sei­nem Buch

Fern­seh­mo­de­ra­tor auf dem Schultenhof

Der Schwei­zer trifft den Nerv sei­nes Publikums

Max Moor im Schultenhof

Was macht ein Schwei­zer in Bran­den­burg — und was macht das mit ihm? Wer davon etwas erfah­ren woll­te, war am Frei­tag im Schul­ten­hof in Mett­in­gen rich­tig. Pro­mi­nen­ter Gast: Max Moor. Und der traf den Nerv sei­ne Publi­kums immer wieder.

Von Diet­lind Elle­rich
Mett­in­gen · vor 2 Stunden
Max Moor war zu Gast im Mettinger Schultenhof und signierte fleißig.

Max Moor war zu Gast im Mett­in­ger Schul­ten­hof und signier­te flei­ßig. | Foto: Diet­lind Ellerich

Wenn die Schweiz auf Bran­den­burg trifft, pral­len Wel­ten auf­ein­an­der. Von sei­nem Umzug vom Domi­zil mit Aus­blick in 1000 Metern Höhe ins fla­che Land rund um Ber­lin und dem Ankom­men im Wei­ler Ame­ri­ka Anfang der 2000-Jah­re berich­te­te Schau­spie­ler, Autor und Mode­ra­tor Max, damals noch Die­ter, Moor in sei­nem Buch „Was wir nicht haben, brau­chen Sie nicht. Geschich­ten aus der arsch­loch­frei­en Zone“. Am Frei­tag ließ er auf Ein­la­dung des För­der­ver­eins Schul­ten­hof Mett­in­gen sein Publi­kum in der Die­le an sei­nen Erfah­run­gen teil­ha­ben und traf sofort den Nerv der Men­schen, die es sicht­lich und hör­bar genos­sen, nach der lan­gen Coro­na-Pau­se end­lich wie­der Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen besu­chen zu können.

Von der Ent­schei­dung „Ich muss hier weg“ bis zur Ankunft in Bran­den­burg war es ein lan­ger Weg, nicht nur in Kilo­me­tern, den Moor genüss­lich Revue pas­sie­ren lässt. Er steckt dabei in einem Dau­er-Dilem­ma, steht ihm doch „der klei­ne Schwei­zer in mir“ stän­dig im Weg, wenn es dar­um geht, schein­bar aus­weg­lo­se Situa­tio­nen wie gesperr­te Brü­cken oder an Pünkt­lich­keit schei­tern­de Ter­min­ver­ein­ba­run­gen zu meis­tern. Denn was die Kli­schees über die Schweiz angeht: „Man­che stim­men nicht, vie­le schon“. Und da kommt Moor als in Sachen Ent­schei­dungs­freu­de zöger­li­cher, aber wort­rei­cher Schwei­zer („Wenn es dir denn pas­sen wür­de…“) immer wie­der an sei­ne Gren­zen, gar in Ver­zweif­lung, wenn er mit den wort­kar­gen, aber nicht lan­ge zau­dern­den Bran­den­bur­gern („Jo!“) zu tun bekommt. Kommt sie etwa vom lang­jäh­ri­gen „Haa­re rau­fen“, die Fri­sur, mit der Moor am Frei­tag in Mett­in­gen auf der Büh­ne steht?

Ers­te Begegnungen

Jeden­falls ste­hen des Schwei­zers ers­te Begeg­nun­gen, egal ob mit Bau­er Müse­beck oder Dorf­la­den­be­sit­ze­rin Wid­del, zunächst unter kei­nem guten Stern. Lässt der Bau­er den zuge­reis­ten Alpen­vor­län­der mit sei­nem Schwei­gen auf­lau­fen, hält ihn Frau Wid­del („mit dem Gesicht einer Frau, die schon lan­ge nicht mehr träumt“), im Laden an der kur­zen Lei­ne, bis sich bei ihm end­lich die Erkennt­nis Bahn bricht, dass Bröt­chen nicht „Strip­pen“, son­dern „Schrip­pen“ heißen.

Max Moor auf der Bühne. Sein Temperament überzeugt.

Max Moor auf der Büh­ne. Sein Tem­pe­ra­ment über­zeugt. | Foto: Diet­lind Ellerich

Dass Moor das alles unbe­scha­det über­steht, hat er wohl auch sei­ner Ehe­frau Son­ja zu ver­dan­ken, die am Frei­tag zwar nicht vor Ort ist, aber neben Ame­ri­ka, das so ganz anders ist als die „Schlaf­dör­fer“ in der Umge­bung, die Haupt­per­son ist. Ob die Ankunft in der neu­en Hei­mat oder der Kon­takt zu den Men­schen dort, ihr, der Öster­rei­che­rin, scheint all das mühe­los zu gelin­gen, was dem „klei­nen Schwei­zer“ im knapp zwei Meter gro­ßen Neu-Bran­den­bur­ger ver­wehrt bleibt. Und doch muss sich das Paar aus den benach­bar­ten Alpen­län­dern die Fra­ge gefal­len las­sen, war­um sie denn „da weg mussten“.

Moor begeis­tert sein Publi­kum mit sei­nem Tem­pe­ra­ment und der Leben­dig­keit, mit denen er die Dis­so­nan­zen zwi­schen sei­nen bei­den Wel­ten beschreibt. Dabei scheut er sich nicht, sich selbst auf die Schip­pe zu neh­men, wenn er, der nie einen Tanz­kur­sus absol­viert hat und sich sei­ner Wir­kung als ver­ständ­nis­vol­ler Gesprächs­part­ner sicher zu sein glaubt, einem „Tanz­par­kett-Casa­no­va“ das Feld über­las­sen muss, der die Ange­be­te­te en pas­sant und im Tanz­schritt ent­führt, die in Moor nur noch den „ganz wert­vol­len lie­ben Men­schen“ sieht.

Kate­go­rie 1a plus

Dass es ihm den­noch gelingt, eine Frau „der Kate­go­rie 1a plus“ zu erobern, steht auf einem ande­ren Blatt. Und dass die­se Frau ihm am Ende sogar das Fäl­len der Tan­ne ver­zeiht, dem sie sich zuvor ver­wei­gert hat, ist ein­mal mehr der Beweis dafür, dass es die Rich­ti­ge ist.

Rich­tig gut war auch die Unter­hal­tung, die Max Moor auf die Büh­ne brach­te. Dafür gab’s vom Publi­kum jede Men­ge Applaus und vom Ver­an­stal­ter ein Dan­ke­schön für den Besuch. Es war der ers­te Ter­min im Jah­res­ka­len­der des För­der­ver­eins, und der Vor­sit­zen­de Peter Hil­len­kamp zeig­te sich zuver­sicht­lich, dass 2023 ein stö­rungs­frei­es Kul­tur­jahr wer­den wird.

Pro­gramm­an­kün­di­gung — Eigenbericht

Was ver­schlägt einen bekann­ten Schwei­zer Fern­seh­mo­de­ra­tor wie Max Moor auf einen Bau­ern­hof in Bran­den­burg? Ant­wor­ten gibt der Jour­na­list und Autor bei einer Lesung im Febru­ar auf dem Mett­in­ger Schul­ten­hof. Wo es Kar­ten dafür gibt.

 
Von Redak­ti­on IVZ
Mett­in­gen · Mitt­woch, 14.12.2022 — 12:08 Uhr
Max Moor kommt auf Einladung des Fördervereins Schultenhof nach Mettingen.

Max Moor kommt auf Ein­la­dung des För­der­ver­eins Schul­ten­hof nach Mett­in­gen. | Foto: Manu­el Krug

Der För­der­ver­ein Mett­in­ger Schul­ten­hof star­tet sein Jah­res­pro­gramm mit einem pro­mi­nen­ten Gast. Der Schwei­zer Fern­seh­jour­na­list, Mode­ra­tor, Buch­au­tor und Schau­spie­ler Max Moor kommt am Frei­tag, 24. Febru­ar, zu einer Lesung auf den Schul­ten­hof. Beginn ist um 20 Uhr.

Wie der För­der­ver­ein in einer Pres­se-Infor­ma­ti­on mit­teilt, liest Moor, der vie­len Men­schen als Mode­ra­tor der Fern­seh­sen­dun­gen „Titel, The­sen, Tem­pe­ra­men­te“ oder „Kul­tur­zeit“ bekannt ist, aus sei­nem Buch „Was wir nicht haben, brau­chen wir nicht“ vor. Es ist eine char­man­te und wit­zi­ge Lie­bes­er­klä­rung an Moors ver­kann­te Wahl­hei­mat Bran­den­burg. Gemein­sam mit sei­ner Frau Son­ja ver­lässt er die idyl­li­sche Schweiz. Das Paar möch­te sich den gemein­sa­men Traum vom eige­nen Bau­ern­hof in Bran­den­burg erfül­len. Das geht aber nicht ohne Hin­der­nis­se und skur­ri­le Situa­tio­nen ab, heißt es wei­ter. Moor wur­de 1958 in Zürich gebo­ren. In Deutsch­land wur­de er unter ande­rem bekannt durch das Medi­en­ma­ga­zin „Cana­le Gran­de“ auf Vox, das er Anfang der 90-er Jah­re mode­rier­te. Aber auch als Dreh­buch- und Buch­au­tor hat sich der Jour­na­list inzwi­schen einen Namen gemacht.

Lesun­gen bekann­ter Autoren, Schau­spie­ler und Rezi­ta­to­ren sind immer ein wich­ti­ger Teil im Kul­tur­pro­gramm des För­der­ver­eins gewe­sen, teilt der Ver­an­stal­ter mit. Erin­nert sei an Ver­an­stal­tun­gen mit Chris­ti­an Ber­kel, Suzan­ne von Borso­dy oder Wal­ter Sittler.

Kar­ten für die Lesung mit Max Moor sind ab sofort im Bücher­wurm und der Mett­in­ger Tou­rist-Info erhältlich.