27.03.2022, 18 Uhr: EROICA — Kon­zert der MikroPhilharmonieEinklang

Lei­den­schaf­ten rund um die Eroica

Mit Beet­ho­vens revo­lu­tio­nä­rer Eroi­ca-Sin­fo­nie, der quir­li­gen Mozar­tou­ver­tü­re zu “Così fan tut­te” und dem vir­tu­os-roman­ti­schen 1. Kla­ri­net­ten­kon­zert des Frei­schütz-Kom­po­nis­ten Carl Maria von Weber möch­te die Mikro­phil­har­mo­nie mit ihrem Diri­gen­ten Joa­chim Har­der die Klas­sik­fans in die schö­ne Atmo­sphä­re des Schul­ten­hofs locken.

Der Solist des Kon­zerts, Lewin Knei­sel, ist mit sei­nen 21 Jah­ren bereits Solo­kla­ri­net­tist des WDR-Sin­fo­nie­or­ches­ters, also bei einer der Top-Ten-Adres­sen des deut­schen Musiklebens.

Die Mikro­Phil­har­mo­nie bie­tet ihrem Publi­kum mit ihrer Idee, gro­ße sin­fo­ni­sche Lite­ra­tur in Kam­mer­be­set­zun­gen für 15–20 Instru­men­te auf­zu­füh­ren, die Gele­gen­heit, bekann­te Wer­ke ganz neu zu hören: als durch­sich­ti­ge Kam­mer­mu­sik mit sin­fo­ni­schem Gesamt­klang. Nur eine Hand­voll Ensem­bles in Deutsch­land ver­fol­gen die­ses Kon­zept. Sie­he auch: http://philharmonie-muenster.de

Mikro­Phil­har­mo­nie „Ein­Klang“ beein­druckt mit vir­tuo­sem Konzert

Klei­nes Ensem­ble spielt gro­ße Musik

Die Mikro­Phil­har­mo­nie „Ein­Klang“ war am Sonn­tag zu Gast auf dem Schul­ten­hof. Gemein­sam mit dem Solo­kla­ri­net­tis­ten Lewin Knei­sel nah­men sie das Publi­kum mit in die Welt der Klas­sik. Und bewie­sen, dass gro­ße Stü­cke auch mit einer klei­nen Beset­zung beein­dru­cken können.

Von Sun­hild Sala­schek
Mett­in­gen · vor 6 Stunden
Unter der Leitung von Joachim Harder gastierte die MikroPhilharmonie „EinKlang“ auf dem Mettinger Schultenhof. Zum Ensemble gehörte auch der Soloklarinettist Lewin Kneisel. Sunhild Salaschek

Unter der Lei­tung von Joa­chim Har­der gas­tier­te die Mikro­Phil­har­mo­nie „Ein­Klang“ auf dem Mett­in­ger Schul­ten­hof. Zum Ensem­ble gehör­te auch der Solo­kla­ri­net­tist Lewin Knei­sel. Sun­hild Sala­schek | Foto: Sun­hild Salaschek

Die Bewun­de­rung war rie­sig. Ein klei­nes Ensem­ble spiel­te gro­ße Musik und das ganz groß­ar­tig. Am Sonn­tag gas­tier­te auf dem Mett­in­ger Schul­ten­hof die Mikro­Phil­har­mo­nie „Ein­Klang“ (unter Lei­tung von Joa­chim Har­der) aus Müns­ter mit dem jun­gen Solo­kla­ri­net­tis­ten Lewin Knei­sel. Das Ensem­ble hat sich „Phil­har­mo­nie für alle“ auf sei­ne Fah­nen geschrie­ben. Dank der guten Zusam­men­ar­beit zwi­schen der Gesamt­schu­le Wes­ter­kap­peln und dem För­der­ver­ein Mett­in­ger Schul­ten­hof sowie dem Enga­ge­ment eini­ger Pri­vat­per­so­nen ging das Kon­zept bes­tens auf. Trotz der kurz­fris­ti­gen Pla­nung des zusätz­li­chen Kon­zerts waren etwa 70 Hörer gekom­men, davon etwa die Hälf­te Schüler.

Zu Beginn gab Har­der eine kur­ze Ein­füh­rung. Ein Gespräch mit dem bereits mit 21 Jah­ren unge­wöhn­lich erfolg­rei­chen Kla­ri­net­tis­ten Knei­sel weck­te nicht nur gro­ße Erwar­tun­gen, son­dern auch viel Sym­pa­thie für das jun­ge Talent. Der zwei­te Teil der Infor­ma­tio­nen Har­ders betraf die 3. Sin­fo­nie (Es-Dur op. 55), die „Eroi­ca“ von Lud­wig van Beet­ho­ven. Der Orches­ter­lei­ter erläu­ter­te die poli­ti­schen und emo­tio­na­len Hin­ter­grün­de der Kom­po­si­ti­on, die uns gera­de in die­sen Tagen ähn­lich bewegt.

Ein­Klang“ eröff­ne­te das Kon­zert mit der Ouver­tü­re zur Oper „Cosi fan tut­te“ von Wolf­gang Ama­de­us Mozart. Schon bei die­sem leben­dig-unbe­schwer­ten Stück wog die enor­me Büh­nen­prä­senz der Musi­ker die klei­ne Beset­zung voll auf. Dies stei­ger­te sich bei dem fol­gen­den Kla­ri­net­ten­kon­zert Carl Maria von Webers (Nr. 1), das Knei­sel und die Mikro­Phil­har­mo­nie zau­ber­haft prä­sen­tier­ten. Der Kla­ri­net­tist inter­pre­tier­te die roman­ti­sche Kom­po­si­ti­on, die rasch von Moll auf Dur umschwenkt, mit viel Ver­ve und Fri­sche. Vir­tu­os gestal­te­te er die rasan­ten Trio­len- und Sech­zehn­tel­läu­fe und ver­deut­lich­te damit den unge­wöhn­li­chen Rhyth­mus. Noch mehr beein­druck­te er mit sei­nem sen­si­blen Zusam­men- und Wech­sel­spiel mit dem auch für ihn unge­wohn­ten Orchester.

Nach der Pau­se wand­te sich das Ensem­ble mit der Eroi­ca einem bedeu­ten­den sin­fo­ni­schen Werk zu – eben­falls in einer Ver­si­on für Kam­mer­mu­sik­ensem­ble, ergänzt mit einer Pau­ke. Es gelang, die Inter­pre­ta­ti­on so durch­sich­tig zu gestal­ten, wie man es von Kam­mer­mu­sik kennt. Durch die Erwei­te­rung des Klang­spek­trums und durch die vor­züg­li­che Klang­in­ten­si­tät der übli­chen Kam­mer­mu­sik­in­stru­men­te blieb den­noch der sin­fo­ni­sche Gesamt­klang erhal­ten. So brach­ten die Instru­men­ta­lis­ten die dra­ma­ti­sche Wucht der musi­ka­li­schen Bil­der Beet­ho­vens mit­rei­ßend zum Ausdruck.

Das Publi­kum, das sonst vor Ort kei­ne sin­fo­ni­schen Wer­ke live hören kann, war tief beein­druckt vom Kon­zert­pro­gramm und genoss den durch und durch fas­zi­nie­ren­den Abend.