30.8. — 22.9.2024 Aus­stel­lung von Jose­fi­ne Cyran­ka und Frank Mei­er im Kunstspeicher

Die hal­len­si­sche Künst­le­rin ver­sucht in ihren oft groß­flä­chi­gen Arbei­ten jahr­hun­der­te alte Vor­stel­lun­gen  und deren Sym­bo­lik in leben­di­ger Papier­kunst zu ver­bin­den.

Die Wer­ke des Mag­de­bur­ger Malers las­sen sich mit „fabel­haf­ter Sur­rea­lis­mus“ beschrei­ben, als beab­sich­tig­te Dop­pel­deu­tig­keit, deren hin­ter­grün­di­ger Sinn zur per­sön­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung auffordert.

Kunst im Duett“ im Kunstspeicher

Gemein­schafts­aus­stel­lung

Vom 30. August bis zum 22. Sep­tem­ber ist die Gemein­schafts­aus­stel­lung „Kunst im Duett“ im Kunst­spei­cher Mett­in­gen. Gezeigt wer­den Wer­ke von Jose­fi­ne Cyran­ka und Frank Meier.

Kunst im Duett“ eröffnet

Aus­stel­lung im Kunstspeicher

Die Aus­stel­lung „Kunst im Duett“ wur­de am Frei­tag im Kunst­spei­cher des Schul­ten­ho­fes eröff­net. Gezeigt wer­den Sche­ren­schnitt­bil­der von Jose­fi­ne Cyran­kas sowie Expo­na­te des „fabel­haf­ten“ Tier­ma­lers Frank Meier.

Von Olaf Wien­brack
Mett­in­gen · Sonn­tag, 01.09.2024 — 14:00 Uhr
Die Besucher zeigten sich von den Scherenschnittbildern auf handgeschöpftem Papier beeindruckt.

Die Besu­cher zeig­ten sich von den Sche­ren­schnitt­bil­dern auf hand­ge­schöpf­tem Papier beein­druckt. | Foto: Olaf Wienbrack

Heu­te Abend machen wir es ein­mal anders als sonst“, mit die­sen Wor­ten begrüß­te Bern­hard Köt­ter die Besu­cher zur Eröff­nung der Kunst­aus­stel­lung „Kunst im Duett“ im Kunst­spei­cher auf dem Schul­ten­hof. Grund für die geän­der­te Vor­ge­hens­wei­se war, dass die Wer­ke von Frank Mei­er im Erd­ge­schoß aus­ge­stellt sind, wäh­rend Jose­fi­ne Cyran­kas Expo­na­te im Ober­ge­schoß prä­sen­tiert wer­den. So lud Köt­ter die kunst­be­geis­ter­ten Besu­cher zunächst zu einem Rund­gang durch die auf Alu-Dibond repro­du­zier­ten Wer­ke im Erd­ge­schoß ein. Erst danach ging es zur offi­zi­el­len Eröff­nung nach oben, wo ein über­di­men­sio­na­les in grau und weiß gehal­te­nes Werk Cyran­kas dem Raum eine beein­dru­cken­de Wir­kung gab.


Vor die­ser etwa sechs mal zwei Meter umfas­sen­den Kulis­se auf hand­ge­schöpf­tem Büt­ten­pa­pier stell­te Köt­ter dem Publi­kum die bei­den sach­sen-anhal­ti­ni­schen Künst­ler in sei­nen Eröff­nungs­wor­ten ein wenig näher vor. Dabei durf­te Jose­fi­ne Cyran­ka aus­führ­lich erklä­ren, was die ein­drucks­vol­le Kulis­se dar­stellt. Cyran­ka stellt in ihren Bil­dern stets inten­si­ven Bezug zur Natur her. Im Fal­le des über­di­men­sio­na­len Papier-Expo­nats stellt die Künst­le­rin eine arme­ni­sche Berg­ku­lis­se dar. Ihre inne­re Fas­zi­na­ti­on die­ser Land­schaft trat in ihren Erläu­te­run­gen deut­lich zuta­ge. Die Unbe­rührt­heit der Land­schaft, die Wir­kung der Stei­ne, die Wei­te und Grö­ße der Ber­ge, das sind die Ein­drü­cke, die die Künst­le­rin so fas­zi­niert haben. Bei genau­em Hin­se­hen kann man die Res­te einer alten Burg­an­la­ge erken­nen. „Das sind die weni­gen mensch­li­chen Spu­ren, die sich in der fast unbe­rühr­ten Natur in Arme­ni­en ver­ewigt haben“, erläu­ter­te Cyran­ka dem Publikum.


Wie denn so ein Papier­bild über­haupt ent­steht, woll­ten die Besu­cher auch erfah­ren. Das ver­riet Cyran­ka ger­ne. Die Her­stel­lung beginnt mit Sche­ren­schnitt in von Cyran­ka selbst auf­wän­dig aus Hafer­brei hand­ge­schöpf­tem far­bi­gem Papier. Sie arbei­tet ger­ne mit Grau­tö­nen oder Blau­tö­nen. Bei dem über­di­men­sio­na­len Werk ist der Sche­ren­schnitt bei der Her­stel­lung in grau gefärbt wor­den. Danach wird hin­ter dem Sche­ren­schnitt wei­ßes Baum­woll­pa­pier geschöpft. „Das Schö­ne bei der Her­stel­lung ist, dass das Papier jede klei­ne Uneben­heit auf­nimmt. So spie­gelt sich die Natür­lich­keit im Werk wider“, erläu­ter­te die Tex­til­künst­le­rin über­zeu­gend. Klei­ne­re, gerahm­te Bil­der ent­ste­hen bei Cyran­ka in der Regel im Sieb­druck­ver­fah­ren auf geschöpf­tem Papier, wobei sie meis­tens nur zwei oder drei unter­schied­li­che Far­ben ver­wen­det, mit denen sie jeweils Kon­tras­te her­aus­ar­bei­ten kann.


Jetzt zu dir, lie­ber Frank“, lei­te­te Köt­ter zu dem „fabel­haf­ten Rea­lis­mus-Maler“ Frank Mei­er über. Sei­ne viel­sei­ti­gen, oft dop­pel­deu­ti­gen Tier­mo­ti­ve hat­ten die Besu­cher schon im Erd­ge­schoß betrach­tet. Exem­pla­risch hat­te Mei­er eines sei­ner Bil­der mit­ge­nom­men und erläu­ter­te anhand sei­nes Wer­kes „Herin­ge“ sei­ne Arbeits­wei­se und ihre Einzigartigkeit.


Frank Mei­er hat mit dem „fabel­haf­ten Rea­lis­mus“ sein Allein­stel­lungs­merk­mal in der Kunst­sze­ne gefun­den. Ursprüng­lich arbei­te­te Mei­er als Tisch­ler­meis­ter und kam erst 2012 zur Male­rei, wobei er schon als Kind star­kes Inter­es­se an Male­rei fand. Als Tier­lieb­ha­ber ste­hen Tier­mo­ti­ve in sei­nen Bil­dern im Vor­der­grund und sind wirk­lich­keits­treu dar­ge­stellt. Aller­dings – und daher der Bezug zu Fabeln – lässt Mei­er die Tie­re in sei­nen Dar­stel­lun­gen ein merk­wür­di­ges Beneh­men anneh­men. Dadurch ergibt sich viel­fach eine gewis­se Poin­te oder Dop­pel­deu­tig­keit im Bild.


Bei der Eröff­nung erläu­ter­te der Mag­de­bur­ger Künst­ler das an den „Herin­gen“. Gezeigt wer­den fünf Fische mit offe­nem Maul, die drei schwe­ben­den Ein­schlag­hül­sen ent­ge­gen schwim­men. „Die Fische sind kei­ne Herin­ge und die Ein­schlag­hül­sen sind auch kei­ne Zelt­he­rin­ge. Und doch ist der ers­te Ein­druck, es sei­en Herin­ge zu sehen“, erklär­te Mei­er dem beein­druck­ten Publi­kum. Sei­ne Wer­ke sind im Ori­gi­nal unter­schied­lich groß und teil­wei­se schon bei Käu­fern und Samm­lern zu fin­den. Auf den in Alu-Dibond repro­du­zier­ten Expo­na­ten sind aber alle Moti­ve im Ori­gi­nal und in ein­heit­li­cher Grö­ße abge­bil­det. Die Repro­duk­ti­on hat Mei­ers Frau mit einer spe­zi­el­len Kame­ra über­nom­men. Sie ver­si­cher­te dem Publi­kum, dass sie kei­nes der Bil­der für die Repro­duk­ti­on ver­än­dert hat. Alles wird wie im Ori­gi­nal gezeigt.


Bis zum 22. Sep­tem­ber sind jeweils sams­tags und sonn­tags die Wer­ke der Hal­len­se­rin und des Mag­de­bur­gers im Kunst­spei­cher auf dem Schul­ten­hof zu sehen.

Werke von Josefine Cyranka und Frank Meier werden vom 30. August bis zum 22. September in der Gemeinschaftsausstellung „Kunst im Duett" im Kunstspeicher Mettingen präsentiert.

Eigen­be­richt

Wer­ke von Jose­fi­ne Cyran­ka und Frank Mei­er wer­den vom 30. August bis zum 22. Sep­tem­ber in der Gemein­schafts­aus­stel­lung „Kunst im Duett” im Kunst­spei­cher Mett­in­gen prä­sen­tiert. | Foto: För­der­ver­ein Schul­ten­hof Mettingen

Die in Hal­le leben­de Künst­le­rin Jose­fi­ne Cyran­ka und der in Mag­de­burg künst­le­risch täti­ge Frank Mei­er prä­sen­tie­ren vom 30. August bis zum 22. Sep­tem­ber in der Gemein­schafts­aus­stel­lung „Kunst im Duett“ im Kunst­spei­cher Mett­in­gen eine Aus­wahl ihrer neu­es­ten Arbei­ten. Die Öff­nungs­zei­ten des Kunst­spei­chers sind sams­tags und sonn­tags von 15 bis 18 Uhr. Der Ein­tritt ist frei.

Bei­de Künst­ler haben an der Aus­stel­lung „Herbst­gäs­te aus Sach­sen-Anhalt“ mit eini­gen Bil­dern teil­ge­nom­men und zei­gen nun einen reprä­sen­ta­ti­ven Quer­schnitt ihres umfang­rei­chen Oeu­vres, heißt es in einer Mit­tei­lung des För­der­ver­eins Schul­ten­hof Mettingen.

Jose­fi­ne Cyran­ka hat nach einem Kunst­stu­di­um in Hal­le, Ber­lin und Dundee einen Lehr­auf­trag an der Kunst­hoch­schu­le Hal­le Burg Gie­bi­chen­stein erhal­ten. Sie hat neben ihren male­ri­schen und gra­fi­schen Wer­ken auch grö­ße­re Kunst­auf­trä­ge, etwa in der Markt­kir­che Han­no­ver, aus­ge­führt. Sie schafft mit Sche­ren­schnit­ten und Sieb­dru­cken groß­for­ma­ti­ge Bil­der, die sich mit Pflan­zen, Insek­ten oder auch Land­schaf­ten beschäf­ti­gen. Ein­ge­bet­tet in hand­ge­schöpf­tes Papier erschei­nen gra­fi­sche Moti­ve als leben­di­ge Moment­auf­nah­men und gleich­zei­tig wir­ken sie zeit­los wie Fos­si­li­en, heißt es wei­ter. Jose­fi­ne Cyran­kas eigen­stän­di­ge künst­le­ri­sche Spra­che brach­te ihr Ein­la­dun­gen zu Sti­pen­di­ums- und Aus­stel­lungs­auf­ent­hal­ten in ver­schie­de­nen deut­schen Städ­ten und ande­ren Län­dern wie etwa Arme­ni­en ein.

Frank Mei­er wählt einen grund­le­gend ande­ren Ansatz in sei­nen künst­le­ri­schen Arbei­ten. Vie­le Aus­stel­lun­gen im Inland und Aus­land zei­gen ihn als einen indi­vi­dua­lis­ti­schen Gestal­ter von mehr­deu­ti­gen Gemäl­den. Als Tier­lieb­ha­ber malt er häu­fig Tie­re in unter­schied­lichs­ten Facet­ten. Sei­ne Stil­rich­tung benennt er als „fabel­haf­ten Sur­rea­lis­mus“. Die­ser Begriff unter­streicht laut Pres­se­mit­tei­lung die stets beab­sich­tig­te Dop­pel­deu­tig­keit sei­ner Werke.

Die Betrach­ter sind gezwun­gen, genau hin­zu­schau­en, denn Mei­er ver­steckt in sei­nen Arbei­ten meh­re­re Bedeu­tungs­ebe­nen. Erst ein zwei­ter Blick macht die Absich­ten und Bot­schaf­ten ersicht­lich und ermög­licht eine eigen­stän­di­ge Bild­be­trach­tung als span­nen­de per­sön­li­che Erfahrung.