„Heute Abend machen wir es einmal anders als sonst“, mit diesen Worten begrüßte Bernhard Kötter die Besucher zur Eröffnung der Kunstausstellung „Kunst im Duett“ im Kunstspeicher auf dem Schultenhof. Grund für die geänderte Vorgehensweise war, dass die Werke von Frank Meier im Erdgeschoß ausgestellt sind, während Josefine Cyrankas Exponate im Obergeschoß präsentiert werden. So lud Kötter die kunstbegeisterten Besucher zunächst zu einem Rundgang durch die auf Alu-Dibond reproduzierten Werke im Erdgeschoß ein. Erst danach ging es zur offiziellen Eröffnung nach oben, wo ein überdimensionales in grau und weiß gehaltenes Werk Cyrankas dem Raum eine beeindruckende Wirkung gab.
Vor dieser etwa sechs mal zwei Meter umfassenden Kulisse auf handgeschöpftem Büttenpapier stellte Kötter dem Publikum die beiden sachsen-anhaltinischen Künstler in seinen Eröffnungsworten ein wenig näher vor. Dabei durfte Josefine Cyranka ausführlich erklären, was die eindrucksvolle Kulisse darstellt. Cyranka stellt in ihren Bildern stets intensiven Bezug zur Natur her. Im Falle des überdimensionalen Papier-Exponats stellt die Künstlerin eine armenische Bergkulisse dar. Ihre innere Faszination dieser Landschaft trat in ihren Erläuterungen deutlich zutage. Die Unberührtheit der Landschaft, die Wirkung der Steine, die Weite und Größe der Berge, das sind die Eindrücke, die die Künstlerin so fasziniert haben. Bei genauem Hinsehen kann man die Reste einer alten Burganlage erkennen. „Das sind die wenigen menschlichen Spuren, die sich in der fast unberührten Natur in Armenien verewigt haben“, erläuterte Cyranka dem Publikum.
Wie denn so ein Papierbild überhaupt entsteht, wollten die Besucher auch erfahren. Das verriet Cyranka gerne. Die Herstellung beginnt mit Scherenschnitt in von Cyranka selbst aufwändig aus Haferbrei handgeschöpftem farbigem Papier. Sie arbeitet gerne mit Grautönen oder Blautönen. Bei dem überdimensionalen Werk ist der Scherenschnitt bei der Herstellung in grau gefärbt worden. Danach wird hinter dem Scherenschnitt weißes Baumwollpapier geschöpft. „Das Schöne bei der Herstellung ist, dass das Papier jede kleine Unebenheit aufnimmt. So spiegelt sich die Natürlichkeit im Werk wider“, erläuterte die Textilkünstlerin überzeugend. Kleinere, gerahmte Bilder entstehen bei Cyranka in der Regel im Siebdruckverfahren auf geschöpftem Papier, wobei sie meistens nur zwei oder drei unterschiedliche Farben verwendet, mit denen sie jeweils Kontraste herausarbeiten kann.
„Jetzt zu dir, lieber Frank“, leitete Kötter zu dem „fabelhaften Realismus-Maler“ Frank Meier über. Seine vielseitigen, oft doppeldeutigen Tiermotive hatten die Besucher schon im Erdgeschoß betrachtet. Exemplarisch hatte Meier eines seiner Bilder mitgenommen und erläuterte anhand seines Werkes „Heringe“ seine Arbeitsweise und ihre Einzigartigkeit.
Frank Meier hat mit dem „fabelhaften Realismus“ sein Alleinstellungsmerkmal in der Kunstszene gefunden. Ursprünglich arbeitete Meier als Tischlermeister und kam erst 2012 zur Malerei, wobei er schon als Kind starkes Interesse an Malerei fand. Als Tierliebhaber stehen Tiermotive in seinen Bildern im Vordergrund und sind wirklichkeitstreu dargestellt. Allerdings – und daher der Bezug zu Fabeln – lässt Meier die Tiere in seinen Darstellungen ein merkwürdiges Benehmen annehmen. Dadurch ergibt sich vielfach eine gewisse Pointe oder Doppeldeutigkeit im Bild.
Bei der Eröffnung erläuterte der Magdeburger Künstler das an den „Heringen“. Gezeigt werden fünf Fische mit offenem Maul, die drei schwebenden Einschlaghülsen entgegen schwimmen. „Die Fische sind keine Heringe und die Einschlaghülsen sind auch keine Zeltheringe. Und doch ist der erste Eindruck, es seien Heringe zu sehen“, erklärte Meier dem beeindruckten Publikum. Seine Werke sind im Original unterschiedlich groß und teilweise schon bei Käufern und Sammlern zu finden. Auf den in Alu-Dibond reproduzierten Exponaten sind aber alle Motive im Original und in einheitlicher Größe abgebildet. Die Reproduktion hat Meiers Frau mit einer speziellen Kamera übernommen. Sie versicherte dem Publikum, dass sie keines der Bilder für die Reproduktion verändert hat. Alles wird wie im Original gezeigt.
Bis zum 22. September sind jeweils samstags und sonntags die Werke der Hallenserin und des Magdeburgers im Kunstspeicher auf dem Schultenhof zu sehen.